Finanzwelt

5 Jahre nach der Lehman-Pleite

Publiziert von: Redaktion
  • 04.November, 2013
  • Finanzwelt

Im September 2008 beantragte die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brother Inc. Insolvenz und riss die gesamte Finanzwelt beinahe in den Abgrund. Was war geschehen?

Die Zusammenhänge der Subprime-Krise, so nennt sich der Bankencrash von 2008, in ein paar einfachen Sätzen zu erklären ist schlicht unmöglich. Für die Finanzkrise gibt es nicht einen Auslöser, sondern mehrere Faktoren spielten gleichzeitig dabei eine entscheidende Rolle.

Zurückführen kann man die Bankenkrise auf Anfang der 1990er Jahre. Damals waren Aktienwerte von Internetfirmen heiß begehrt. Es war die Hochphase der sogenannten „New Economy“. Unternehmen wie Google, Amazon, ebay zeigten der Welt, wie man mit dem Internet Geld verdienen kann. Viele Online-Unternehmen wurden gegründet und bald gab es eine unüberschaubare Menge an Internetfirmen, die alle an die Börse stürmten. Irgendwann merkten die Investoren, dass das Internet doch keine Lizenz zum Gelddrucken ist und viele Webideen eher unprofitabel sind. Die Euphorie war vorbei und nun versuchte jeder seine New Economy Aktien für einen möglichst hohen Preis zu verkaufen, Der Markt wurde überschwemmt mit Aktien, die stündlich an Wert verloren. Es kam zum Crash, die Dot.com Blase platzte und die Kurse der New Economy fielen ins Bodenlose.

Doch nicht nur die Investoren verloren dadurch sehr viel Geld, sondern viele Amerikaner verloren gleich ihre Altersvorsorge. Ein Rentensystem wie in Europa existiert in den USA nicht. Dort sorgt jeder für sich selbst vor, größtenteils in Aktien und eben zu dieser Zeit häufig durch Investitionen in Internetfirmen. Die Folgen waren dramatisch. Die Binnenkonjunktur sank in extremen Maße. Daraus folgte aufgrund der geringeren Nachfrage eine Wirtschaftsrezession. Diese wiederum führte zu höherer Arbeitslosigkeit, welche die Nachfrage noch weiter sinken ließ. Abhilfe schaffte nur die Leitzinssenkung der FED (US-Notenbank) und das massive Drucken von US-Dollar-Noten. Der Markt wurde regelrecht mit frischen Geld geflutet. In der Folge sanken die Zinsen für Kredite enorm und verleiteten viele US-Bürger dazu sich tief zu verschulden. Besonders begehrt und leicht zu bekommen: Kredite für Immobilien. Die meisten Kredite, die zu der Zeit vergeben wurden, hätten niemals gewährt werden dürfen. Noch schlimmer: Die meisten Kredite wurden mit flexiblen Zinssätze ohne Bonitätsprüfung vergeben. Die Zinssätze in den ersten fünf Jahren waren sehr niedrig, erst nach dieser Zeit sollten die Zinssätze deutlich steigen. Diese Maßnahmen beflügelten die US-Wirtschaft und die Nachfrage nach Immobilien finanziert durch billige Kredite boomte. Letztendlich hatten die Banken Kredite von etwa elf Billionen US-Dollar vergeben, in Zahlen: 11.000.000.000.000!
Keiner ahnte, was in ein paar Jahren passieren sollte.

Banken warten nicht einfach nur Rückzahlungen von Krediten ab, sondern verkaufen diese Forderungen als Finanzprodukte, vor 2008 vorzugsweise als sogenannte Subprime-Loans, Kredite von US-Bürgern, die sich für ihr Eigenheim auf langjährige Kreditverpflichtungen mit vertraglich festgelegter Zinssteigerung eingelassen hatten. Von den Ratingagenturen bekamen diese Finanzprodukte das Rating „AAA“, also die Bestnote, aus heutiger Sicht ist dies total unverständlich. Diese Finanzprodukte mit Prädikat Bestnote versprachen eine hohe und konstante Rendite und waren als weltweites Zahlungsmittel sehr begehrt. Somit verteilten sich die „faulen Kredite“ auf der ganzen Welt.

Die neuen höheren Zinsen wurden fällig und tausende Amerikaner merkten sehr schnell, dass sie diese eigentlich vorhersehbaren Belastungen nicht tragen konnten. Die Folge, Zwangsräumungen durch die Banken im ganzen Land. Tausende Häuser standen nun leer und die Geldinstitute suchten nach neuen Käufern, doch durch die hohen Kreditzinsen gab es nur wenige Interessenten. Das Angebot an Immobilien überstieg die Nachfrage um ein vielfaches und sie verloren immer mehr an Wert und zwangsläufig auch die überall auf der Welt gehandelten Subprime-Päckchen. Dies war der Beginn des großen internationalen Finanzcrashs.

Niemand wollte mehr die nun wertlos gewordenen Finanzprodukte als Zahlungsmittel akzeptieren. So musste die FED abermals wieder künstlich nachhelfen und druckte übereilt Unmengen an Geld, doch diese Maßnahme erwies sich jedoch als zu spät. Banken hatten sich nämlich für derartige Pleiten bei Versicherungen (AIG) und Großbanken (Lehman Brothers) abgesichert. Manche Banken saßen auf so vielen wertlosen Immobilen Zertifikaten, dass sie keine weiteren Kredite von anderen Banken mehr erhielten (Hypo Real Estate). Sie gingen pleite, wurden zu Schleuderpreisen aufgekauft oder verstaatlicht. Das ganze System war ins Rutschen gekommen, die Immobilien-Blase platzte.

Im September 2008 musste die Investmentbank „Lehman Brothers“ Insolvenz anmelden, denn die USA waren nicht bereit der Systembank finanziell unter die Arme zu greifen. Lehman Brothers, die ein Jahr zuvor den zweitgrößten börsennotierten Wohnungseigentümer in den Vereinigten Staaten aufkaufte blieb nichts weiter übrig als Insolvenz anzumelden. Dies löste eine beispiellose Kettenreaktion in der Finanzwelt aus, die bis heute ca. 8 Billionen US-Dollar gekostet hat. Das Vertrauen in der Finanzbranche war erschüttert. Banken gaben sich selbst untereinander keine Kredite mehr und Geld an Endverbraucher wurde überhaupt nicht mehr verliehen. Um die „Märkte zu beruhigen“ blieb der Staatengemeinschaft nichts anderes übrig mit Steuergeldern diese nun mehr wertlosen Subprime Loans weltweit aufzukaufen, um eine globale Wirtschaftskrise zu verhindern.

Heute 5 Jahre nach der Lehman Brothers Pleite haben wir wieder einen extrem niedrigen Leitzinssatz und es wird auch weiterhin mit dem Wiederverkauf von Krediten lukrativer Handel betrieben. Erwartet uns eine zweite Blase? Einige Analysten sagen: Ja. Aktien haben die Finanzkatastrophe gut überstanden. Sie haben sogar an Wert erheblich zugelegt. Außerdem zeigten sich wieder die Edelmetalle Gold und Silber als äußerst krisensicher.

Diese Aufstellung zeigt, was aus 100.000 Euro nach der Lehman-Brothers-Pleite wurde:

Dollar: 93.951 Euro (- 6.049)
Sparbuch: 103.100 Euro ( + 3.100)
Tagesgeld: 107.600 Euro (+ 7.600)
Zehnjährige US-Staatsanleihe: 125.607 Euro (+ 25.607)
Bondindex Rex: 128.958 Euro (+ 28.958)
Rohöl (Brent): 130.859 Euro (+ 30.859)
Zehnjährige Bundesanleihen: 131.206 Euro (+ 31.206)
Dax:142.031 Euro (+ 42.031)
Nikkei-225: 147.685 Euro (+ 47.685)
Dow Jones: 173.651 Euro (+ 73.651)
Gold: 180.185 Euro (+ 80.185)
FTSE China: 181.333 Euro (+ 81.333)
MDax: 193.279 Euro (+ 93.279)
Silber: 214.136 Euro (+ 114.136)

Quelle: Thomson Reuters